Erlebnisbericht Dolomiten-Cross "die große Acht": Totaler Flow (Tag 8)

Erlebnisbericht Dolomiten-Cross "die große Acht": Totaler Flow (Tag 8)

Acht Tage lang nur Natur, Stille, einzigartige Landschaft und frische Luft - jeder wahre Outdoor-Fan könnte sich nichts schöneres vorstellen! Weit weg von Übermedialisierung, klingelnden Mobiltelefonen wo immer man hinsieht, Straßenlärm und Geschäftigkeit. Eine mehrtägige Mountainbike-Tour durch die Dolomiten macht's möglich! Täglich die Lungen ordentlich durchlüften, den Puls hochtreiben, die Muskeln an ihre Grenzen bringen. Insbesondere in Höhenlagen ab etwa 2000 Metern wird aus dem Hobby wahrlich ein Hochleistungstraining. Abgefahren, beeindruckend und mitreißend - wer hat da nun nicht die Frage im Kopf: "Ich will auch, wann kann's los gehen?".

Und nun stelle man sich vor man kommt plötzlich zurück in die vermeintliche Zivilisation. Vorbei mit der Stille, der frischen Luft und der gewissen Zeitlosigkeit! Es herrschen Leistungs- und Termindruck. Twitter, Facebook und co. sind allgegenwärtig und werden nur noch übertroffen von klingelnden und vibrierenden Smartphones. Im unmittelbaren Vergleich wirkt dies wie ein Albtraum. Und doch ist es vielmehr der Alltag der heutigen Gesellschaft.

Das Dolomiten-Cross Abenteuer unseres Gastautors Alex Stiegler neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Wie er die Rückkehr in den Alltag einer Gesellschaft des Jahres 2015 erlebt hat und was er während Tag 8 seiner insgesamt neuntägigen Mountainbike-Reise durch die Dolomiten erlebt hat, das hat er in einem weiteren Kapitel seines Tour-Tagebuchs niedergeschrieben - wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Ich verlasse das Hotel „Alpenrose“ in Alleghe mit ein bisschen Wehmut. Die Wirtsleute waren total nett, die Oma hat mir umsonst meine Wäsche gewaschen und ich bin von einer Schafherde, die direkt unterhalb des Hotels an einem Hang graste, geweckt worden. MÄÄÄÄH! Ich habe sehr gut geschlafen und mache bis zur Mittagspause auf dem Col dei Baldi mal eben 1000 HM. Ich nehme mir Zeit, den Weg zu finden und konzentriere mich an jedem neuralgischen Punkt.

Am Col dei Baldi auf einer wunderschönen Wiese auf knapp 2000 Metern mache ich zu Mittag ein Picknick und fahre weiter zum Passo Staulanza und zur Citta di Fiume (eine Hütte). Dort verliere ich den Weg und zwar an der Tragestrecke, einem Wandwerweg. Jedesmal in einer solchen Situation kommt in mir unweigerlich der Zorn über die italienische Wegweiserschlamperei hoch.

Vorher hatten mir drei sympathische Holländer den Weg erklärt, die hatten ihn aber anscheinend auch verloren, da sie aus der selben Richtung gekommen waren wie ich weitergegangen war. Nach ca. 20 Minuten Suchen im Wald und am fast senkrechten Hang der Kuhweide fand ich den Weg schließlich und setzte meinen Marsch fort. Kurz darauf war der Weg wieder für ein gutes Stück fahrbar und wunderschön! Die letzten 30 Minuten vor der Ambrizzola Scharte jedoch musste ich fast durchgehend tragen. Diese überschritten, wurde der Trail wieder besser. Die Abfahrt nach Cortina d'Ampezzo war ein Traum! Anfangs noch ein Singletrail mündete er in einen streckenweise sehr steilen Forstweg und dann in eine schmale, geteerte Serpentinenstraße.

Cortina d'Ampezzo hat so schön ausgesehen von oben, aber als ich dann durch die Fußgängerzone marschierte… BÄÄÄÄHHHH! Der modernde Gestank abgrundtiefer Dekadenz umnebelte meine Seele. Ich wollte hier nicht bleiben, obwohl ich mich hier unter all den geldtriefenden "Schleimbatzen" durchaus nicht als Mensch zweiter Klasse fühlte, denn schließlich hatte ich ja bereits Acht Tage Dolomiten-Cross geschafft. Sollte ich noch die 30 km bis Toblach radeln und mit meinen Freunden von vor zwei Jahren feiern?

Ich war bereit dazu, denn das billigste Hotel am Platz kostete 50€ pro Nacht, doch etwa zwei Kilometer außerhalb fand ich doch noch ein Zimmer für 35€. Ich habe auch eine kleine Kneipe mit coolen Leuten ausfindig gemacht, in der ich gerade sitze und hoffe, dass ich den ca. einen Kilometer langen Weg ins Hotel lebend überstehe. Ich musste zu Fuß auf dem Seitenstreifen gehen, denn die Italiener können nicht nur nicht Auto fahren, sondern auch keine Straßen bauen… naja, irgendwie muss ich es schaffen, denn morgen gilt es meine Tour zu beenden.

Alexander Stiegler, Gaissach
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