Erlebnisbericht Dolomiten-Cross "die große Acht": Marmolada nachholen (Tag 7)
- 15. Oktober 2015
- Mountainbike Abenteuer
Eine grundlegende Frage quält so manchen Bergsport-Neuling: Ist man selbst ein "Hüttentyp"? So individuell die Schlafgewohnheiten eines jeden Menschen sind, so unterschiedlich die Geschmäcker bei der Wahl des richtigen Hotels für den Urlaub oder so grundverschiedene Meinungen zum Thema "Camping" es gibt - auch bei der Hüttenübernachtung scheiden sich die Geister. Und aus genau diesem Grund ist die Frage ob man denn ein "Hüttentyp" sei durchaus berechtigt!
Es gibt solche, denen ist es gänzlich egal mit wie vielen Personen sie in einem Schlaflager die Nacht verbringen. Auch ob das völlig Fremde sind, stört so manchen nicht im geringsten. Dann aber gibt es jene, die lieber bereits im Vorfeld wissen wollen worauf sie sich einlassen und daher bevorzugt nach Einzel-, Doppel- oder Mehrbett-Zimmern suchen um im Schutze dieser vier Wände und umgeben von bekannten Gesichtern eine erholsame Nacht zu verbringen. Zimperlich? Nein! Jeder hat nunmal seine Vorstellungen. Und spätestens, wenn man die Nacht in einem Matratzenlager verbringt das sich bildlich formuliert nach der Hüttenruhe in ein Sägewerk verwandelt... spätestens dann ist der Wunsch nach einem Einzelzimmer groß.
Nur, beantwortet dies die eingangs erwähnte Frage? Bedingt! Denn oft kann man es sich nicht aussuchen und muss sich den Gegebenheiten einer jeden Hütte anpassen. Das heißt also: Zimmer teilen oder im Matratzenlager zuhören wie das Brennholz für den Winter gesägt wird, Gemeinschaftstoiletten und -duschen, Hüttenruhe... "Alles halb so wild" möchte man meinen. Doch wenn man bereits mehrere Tagesetappen auf dem Buckel oder besser gesagt in den Beinen hat und einfach nur schlafen möchte um am Folgetag fit zu sein, kann dies ein durchaus zermürbendes Unterfangen sein. Die Toleranzgrenze sinkt täglich und gleichzeitig steigt das Verlangen nach einem stillen, komfortablen Hotelzimmer. Gesegnet, wer das nötige Kleingeld hat und dessen gewählte Route die Option "Hotelübernachtung" mit sich bringt!
Und schließlich muss sich jeder selbst beantworten: "Bin ich ein Hüttentyp?". Unser Gastautor Alex Stiegler war so freundlich und überließ uns seine schriftlichen Aufzeichnungen über die Erlebnisse seiner neuntägigen Tour entlang der "großen Acht" durch die Dolomiten. Nachdem er sechs anstrengende Etappen seines Dolomiten-Cross hinter sich gebracht hat, beantwortet er diese Frage in Kapitel 7 seines Tour-Tagebuchs. Wir wünschen nun viel Spaß beim Lesen!
Ich bin kein Hüttentyp! Ich brauche einfach ein eigenes Zimmer, auch wenn Bob ein sehr angenehmer, stressfreier und vor allem nicht schnarchender Zimmergenosse war. Außerdem war es trotz geöffnetem Fenster viel zu warm, wobei das Bett an sich für Hüttenverhältnisse sehr bequem war. Überhaupt machte das ganze Haus mehr den Eindruck eines Sterne-Hotels denn einer Schutzhütte, was auch das exquisite Frühstück nochmal unter Beweis stellte.
Bob und ich brachen gemeinsam auf. Nach circa dreißig Minuten trennten sich aber unsere Wege, da er links in Richtung Averau Hütte weiterzog, ich aber geradeaus in Richtung Nuvolau Hütte musste. Ich schrieb ihm noch meine E-Mail Adresse auf, dann war ich wieder alleine. Aber nicht lange, denn an der Nuvolau Hütte fragte mich ein französisches Paar nach dem Weg... Zeit, mal wieder mein Schulfranzösisch auszupacken welches sehr "auffrischungsbedürftig" ist, wie ich feststellte. Das störte die Leute aber nicht. Dann machte ich mich wie immer auf die Suche nach dem richtigen Weg und fragte mich durch. An dieser Stelle möchte ich nochmal auf die italienische Schlamperei bei den Wegweisern eingehen. Es könnte alles so viel einfacher und stressfreier ablaufen, wenn man ordentliche Wegmarkierungen vorfinden würde. Mehr als einmal habe ich es erlebt, dass ein Wegweiser in eine Richtung zeigt, man aber an der nächsten Gabelung keinen mehr vorfindet. Diese ständige Schlamperei, nicht nur bei den Beschilderungen, ist etwas was mich an diesem so wunderbaren Land ein wenig stört.
Demzufolge fuhr ich auch diesmal erst einmal einen Umweg, bevor ich auf den Trail in Richtung Andraz traf. Dieser führte durch eine unberührte Wildnis über Wiesen und durch niedrige Latschenwälder, in der Ferne immer die Marmolada im Blick. Manchmal erinnert diese Gegend an eine Art Hochmoor. Auch Murmeltiere gibt es hier. Man hört sie ständig pfeifen, aber die waren auf der gesamten Tour keine Seltenheit.
Ich kam schließlich am Falzaregropass heraus und radelte bis Arabba, wo ich vor ein paar Tagen schonmal durchkam. Nach einer Mittags-Pizza machte ich mich auf die Suche nach dem Weg zur Bergstation der Portavescovo Seilbahn, welche ich am zweiten Tag verpasst hatte. Die Beschreibung auf dem Plan, den mir die freundliche Kassiererin an der Talstation mitgegeben hatte war sehr ungenau und demzufolge bog ich auch viel zu früh links ab. Ein freundlicher Geselle, der mir im Auto entgegenkam bewahrte mich vor weiteren unnötigen Höhenmetern und erklärte mir den richtigen Weg, welcher sich als anstrengend und steil... immer steiler... erwies.
Die letzten 100 HM hab ich dann nur noch geschoben, aber dann...DIE MARMOLADA! Ein riesiger, mit einem Gletscher als Sahnehäubchen garnierter Felspudding. Keinen Kilometer Luftlinie von der Rückseite der Portavescovo Seilbahn entfernt stand der mit über 3300 Metern höchste Berg der Dolomiten in seiner ganzen Pracht vor mir. Am zweiten Tag als ich auf der Bündelweghütte nächtigte konnte ich den Berg nicht sehen, weil er nebelverhangen war, aber jetzt konnte ich alles nachholen.
Doch ich musste weiter. Also machte ich Fotos, orientierte mich kurz und machte mich weiter an den Trail Richtung Padon Hütte. Ein wunderschöner Panoramatrail mittlerer Schwierigkeit immer mit Blick auf die Marmolada... Von der Padon Hütte ging es die Passstraße runter über Rocca und Caprile. Dort sah ich erstmals den Monte Civetta, eine imposante 3200 Meter mächtige, in der Abendsonne weiß erstrahlende Felswand an deren Fuße das Dorf Alleghe lag. Mein Tagesziel, welches ich um ca. 19:00 Uhr erreichte. Ich checkte für 35€ im Hotel "Alpenrose" ein. MANN... ein Doppelbett und eine warme Dusche. Außerdem durfte ich mein Rad mit aufs Zimmer nehmen und die Wirtin hat umsonst meine Klamotten gewaschen. Das Leben kann so einfach sein!
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